Mittwoch, 18. November 2015

Wenn Löhne fallen, steigt die Arbeitslosigkeit

Finnlands Wirtschaft steckt seit drei Jahren (2012: -1.4%, 2013: -1.1%, 2014: -0.4%) in Rezession. Und der Ausblick ist auch im Jahr 2015 nicht besser.

Das an Schweden, Norwegen und Russland angrenzende Land hat seit 2007 einen einzigartigen Zusammenfluss von strukturellen und konjunkturellen Schocks erlebt, schreibt der IWF im am Dienstag vorgelegten Country Report.

Das Export-Geschäft leidet unter einer schwachen Auslandsnachfrage insbesondere aus dem Euroraum und Russland, zusammengesetzt aus den Rückgängen von Nokia und der Papier-Industrie, betonen die Verfasser des Berichtes.

Aber auch die rasche Alterung der Bevölkerung erweist sich als Wachstumsbremse.
  


Finnland hat drei Jahre in Folge Rezession gehabt, Graph: IWF in: Article IV Consultation with Finland.





Finnland in Rezession, wegen der schwachen Nachfrage sowohl aus dem Inland als auch aus dem Ausland, Graph: IWF in: Article IV Consultation with Finland.


Was wichtig ist, zu unterstreichen, dass das schwache Lohnwachstum und steigende Arbeitslosigkeit auf dem privaten Konsum lasten, wie die folgende Abbildung verdeutlicht.


Finnland: Lohnwachstum und Arbeitslosigkeit, Graph: IWF in: Article IV Consultation with Finland.


Und die dadurch ausgelöste schwache Nachfrage und die sich verschlechterte Einkommenssituation wirken sich negativ für die Unternehmensinvestitionen aus.


Finnland: Lohnwachstum und Arbeitslosigkeit, Graph: IWF in: Article IV Consultation with Finland.


Fazit: Wenn die Löhne gekürzt werden, steigt die Arbeitslosigkeit. Und die Unternehmen investieren nicht, weil ihre Umsatz-Aussichten sich verschlechtern. Der Rückgang der Einnahmen veranlasst Unternehmen, die Beschäftigung zurückzufahren. Anstieg der Arbeitslosigkeit bedeutet weniger Privatverbrauch. So entsteht eine Abwärtsspirale, die eine Eigendynamik entwickelt.

Wenn die EU Austeritätspolitik (fiscal austerity) vorschreibt, kommt auch keine Fiskalpolitik zum Einsatz, obwohl Finlands Haushaltsdefizit mit 3,3% des BIP die Vorschrift (3%) des Stabilitäts- und Wachstumspaktes knapp erfüllt. Und die Staatsverschuldung mit 60% des BIP liegt im erwünschten Rahmen der EU.

Das heisst, dass Finnland genügend Spielraum hätte, während die Wirtschaft seit drei Jahren in einer Rezession steckt, mit einem Konjunkturprogramm (fiscal stimulus) die gesamtwirtschaftliche Nachfrage wieder auf die Beine zu bringen.


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