Montag, 2. Februar 2015

EZB, QE und der Portfolio-Rebalancing Effekt

Die EZB kauft bis Ende September 2016 monatlich für 60 Mrd. EUR Staatsanleihen und andere Wertpapiere, um die Gefahr einer Deflation abzuwenden.

Die EZB setzt damit auf den Portfolio-Rebalancing Effekt. Der ganze Mechanismus spielt sich wie folgt ab: Kauft die EZB längerfristige Wertpapiere auf, steigt der Preis der betreffenden Wertpapiere an, was Investoren veranlassen soll, Portfolios umzuschichten, das heisst relativ günstigere Wertpapiere zu kaufen.

Dadurch werden auch die Preise dieser Wertpapiere steigen, was private Haushalte und Unternehmen anregen soll, die Ausgaben zu erhöhen. So soll die Wirtschaft am Ende angekurbelt werden.

Die QE-Politik (quantitative easingwirkt also via Wealth Effect aus. Zur Erinnerung: Im Sog der Finanzkrise waren alles Asset-Preise abgestürzt. Die EZB hat nun vor, durch die Einflussnahme auf die Erwartungen, einen Portfolio-Rebalancing Effekt auszulösen.


Ersparnissbildung des Privatsektors  ist grosser als das Haushaltsdefizit des öffentlichen Sektors, Graph: Richard Koo in: „The Escape from Balance Sheet Recession and the QE Trap”, Wiley 2015


Alles schön und gut. Aber das Besondere an der seit 2008/2009 anhaltenden Krise ist, dass wir mit einer Balance-Sheet Rezession zu tun haben. Das heisst, dass es sich dabei um ein Problem auf der Seite der Kreditnehmer handelt.

Das ist der entscheidende Unterschied einer Balance-Sheet Rezession im Vergleich zu einer Finanzkrise, die ein Problem auf der Kreditgeber-Seite betrifft, wie Richard Koo in seinem neuen Buch ausführlich beschreibt.

Das heisst, dass heute Kreditnehmer fehlen. Das heisst, dass wir mit einer mangelhaften gesamtwirtschaftlichen Nachfrage zu tun haben. Die Ersparnisse des privaten Sektors sind in vielen Ländern in der Eurozone höher als die Haushaltsdefizite des öffentlichen Sektors. Das wiederum bedeutet, dass die staatliche Ausgaben zu wenig sind.

Da die öffentliche Hand die einzig verbliebene Kreditnehmerin ist, kann sie die Ersparnisse aufnehmen und investieren, um die Nachfrage anzukurbeln. Es ist ohne Zweifel ein starker Indikator dafür, dass die Wirtschaft in einer Balance Sheet Rezession steckt, wenn der Privatsektor einen erheblichen Überschuss im Haushaltssaldo (financial surplus) hat, während das Haushaltsdefizit im öffentlichen Sektor wesentlich geringer ist wie in der Abbildung deutlich zu sehen ist.

Die Befürchtungen, dass die QE der EZB limitierte Auswirkungen in der Eurozone entfalten würde, sind berechtigt, weil es zumindest dabei an einem die expansive Geldpolitik begleitenden deficit spending fehlt.


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